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Kategorie: Prozessmanagement

Welches Arbeitsschutzmanagementsystem passt zu mir? Ein Einblick für mehr Durchblick im Dickicht möglicher Zertifizierungen.

Im Dschungel der Zertifizierungen für Arbeits- und Gesundheitsschutz ist es schwer, den Überblick zu behalten. Mit dieser aktuellen Information möchten wir Ihnen helfen, sich einen Überblick zu verschaffen und für sich Klarheit zu gewinnen, wie systematisierter Arbeits- und Gesundheitsschutz in Ihrem Unternehmen nachgewiesen werden kann.

Zunächst soll erläutert werden, welche Systemansätze derzeit auf dem deutschen Markt im Umlauf sind:

BH OSAS 18001

Obwohl inzwischen abgelöst, sind noch (abgelaufene) Zertifikate zu diesem Standard im Umlauf. Im Grunde der erste international anerkannte Standard für Arbeitsschutz, der aus Großbritannien stammt, auf dem PDCA-Zyklus basiert und von DAkkS-akkreditierten Zertifizierungsstellen geprüft werden kann.

ISO 45001

Nach OHSAS wurde mit der ISO 45001 die erste internationale Norm für Arbeitssicherheits­managementsysteme implementiert. Sie wurde in der modernisierten harmonized Structure aller modernen ISO Managementsystemnormen dargelegt und berücksichtigt inhaltlich vor allem Aspekte wie die Konsultation der Beschäftigten, das Kontraktorenmanagement, eine umfangreiche Stakeholderanalyse und legt einen starken Fokus auf die Rechtssicherheit.

OHRIS

Ein bundesweit weniger bekanntes, aber nicht unbedingt weniger wirkungsvolles System ist OHRIS: “Occupational Health- and Risk-Managementsystem”. Dabei handelt es sich dabei um ein System, das sich inhaltlich am Leitfaden der Internationalen Arbeitnehmerorganisation (ILO), dem deutschen Nationalen Leitfaden und Vorgaben des Bundesministeriums für Arbeit (BMA)sowie strukturell an den ISO-Normen orientiert.
Dieser Standard ist nur in Bayern und Sachsen zertifizierbar, demnach ist es auch erheblich weniger bekannt, erreicht aber dennoch eine Menge von circa 600 (nicht akkreditierten) Zertifikaten.

AMS BG

Die Arbeitsschutzmanagementsysteme (AMS) der Berufsgenossenschaften (BG), kurz: AMS BG, wurden für die Mitgliedsbetriebe ebendieser entwickelt und werden auf Wunsch durch die BGs selbst begutachtet. Teilweise werden Begutachtungen auch auf Grundlage der international anerkannten Normen z.B. ISO 45001:2018 durchgeführt.

BGs beraten Unternehmen speziell zu AMS und sind daher nicht als unabhängig anzusehen. Außerdem unterliegen sie für diese Normen keiner DAkkS-Aufsicht. Hier ist also keine Akkreditierung möglich, weswegen manche BGs in dem Zusammenhang auf die Begriffe „Zertifizierung“ und „Zertifikat“ verzichten. Diese Formalien bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass es sich um ein weniger wirksames System handelt. Insbesondere die BG-spezifischen Themen werden in einer anderen Tiefe berücksichtigt.

SCC

Das Sicherheits Certifikat Contraktoren (SCC) ist ein nicht öffentlich-rechtliches Regelwerk, das von einer Gruppe sicherheitssensibler Unternehmen, vornehmlich der erdölverarbeitenden und der chemischen Industrie in den Niederlanden (dort VCA) entwickelt wurde und ursprünglich besonders der internen Bewertung des AMS bei Zulieferern der petrochemischen Industrie diente. Der Schwerpunkt der Zertifizierung liegt auf der praktischen Umsetzung von Maßnahmen und der Messbarkeit von Verbesserungen.
Das System ist vor allem in Deutschland, den Niederlanden und Österreich relevant und stellt in der petrochemischen Industrie nach wie vor ein Markteintrittskriterium dar. Grundsätzlich soll SCC sicherstellen, dass die Systeme von Auftraggebern und Auftragnehmern möglichst kompatibel sind.

SCL: Safety Culture Ladder

SCL: Safety Culture Ladder ist eine Prüfung, die den Ist-Zustand der Arbeitssicherheitskultur innerhalb eines Unternehmens misst. Der Fokus liegt dabei auf den tatsächlichen Einstellungen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter sowie auf der Analyse des Verhaltens der Mitarbeiter.

Aktuell erwarten Übertragungsnetzbetreiber wie TenneT zunehmend von ihren Zulieferern eine Zertifizierung nach SCL. In seiner Ausrichtung lässt sich SCL sehr gut mit einer ISO 45001 kombinieren - so folgt man nicht nur dem systemischen Ansatz, sondern geht darüber hinaus intensiv in die Unternehmenskultur hinein. Programmeigner des Zertifizierungsschemas SCL ist das Niederländische Normungsinstitut (NEN). SCL-Zertifizierungsstellen müssen eine Akkreditierung gemäß ISO 45001 oder SCC unterhalten und zwecks Autorisierung einen Kooperationsvertrag mit NEN schließen.

Was bedeutet das für mich und was passt zu meinem Unternehmen?

Als Verantwortlicher im Unternehmen müssen Sie anhand der Anforderungen Ihrer Vertragspartner und der Ansprüche an sich selbst beurteilen, welches System bzw. welche Zertifizierung für Sie am sinnvollsten ist.

Wenn Sie nur für sich selbst ein System aufbauen möchten, kann ein AMS BG ausreichend sein. Bei internationalen Aufträgen oder Geschäftsbeziehungen mit Großunternehmen ist eine Prüfung nach internationalen Regeln obligatorisch. Falls Sie sich für den zertifizierten Arbeitsschutz interessieren und Unterstützung bei der Auswahl eines geeigneten Managementsystemansatzes benötigen, sprechen Sie uns gern an. Das FKC Prozessmanagement-Team hilft Ihnen gerne weiter.

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